Der Begriff „Muda“ ist vielen Lean-Praktikern bekannt – doch das bloße Wissen um Verschwendung bringt noch keinen Fortschritt. Entscheidend ist, wie Muda im Alltag sichtbar und greifbar gemacht wird. Ein Muda-Walk ist ein erprobtes Mittel dafür – doch seine Wirksamkeit hängt stark davon ab, wie er geplant, durchgeführt und nachbereitet wird.
Dieser Beitrag zeigt, wie ein Muda-Walk in der Praxis gelingt: mit typischen Fallstricken, konkreten Umsetzungsschritten, erfolgskritischen Kennzahlen, dem richtigen Umgang mit Widerständen – und konkreten Empfehlungen für Terminplanung und Regelmäßigkeit.
1. Zielorientierte Vorbereitung
Die häufigste Ursache für einen wenig wirksamen Muda-Walk ist mangelnde Zielschärfe. Deshalb gilt:
- Klare Zielsetzung formulieren: z. B. "Reduktion von Wartezeiten in der Montage" oder "Aufdecken von Beständen in der internen Logistik"
- Bereich definieren: Eingrenzung auf konkrete Prozesse, Linien oder Funktionen
- Team zusammenstellen: Interdisziplinär, aber praxisnah – idealerweise mit Personen, die direkt betroffen sind
- Beobachtungsbögen oder digitale Erfassungsmasken vorbereiten
Tipp: Bereits in der Vorbereitung Widerstände aktiv adressieren: Ein Muda-Walk ist keine Kontrolle, sondern eine gemeinsame Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten.
2. Beobachtung vor Ort – aber richtig
Ziel ist es, Muda zu sehen, hinterfragen und dokumentieren. Wichtig:
- Beobachten statt bewerten – keine Schuldzuweisung
- Alle 7+1 Muda-Arten im Blick behalten (auch im Büro!). Die 7+1 Muda-Arten habe ich hier beschrieben: Muda erkennen und beseitigen – So deckt ein Muda-Walk Verschwendung im Unternehmen auf
- Mitarbeitergespräche nutzen: "Was hält Sie gerade auf?" ist oft wirkungsvoller als jeder Auditbogen
- Sichtbare Verschwendung mit einfachen Mitteln erfassen: Fotos, Zeitmessungen, Skizzen
Typischer Fehler: Der Walk wird zu schnell durchgeführt oder verkommt zur "Gemba-Routine" ohne Tiefgang.
3. Ergebnisse strukturieren und erste Schritte ableiten
Nach dem Walk sollten die wichtigsten Beobachtungen zusammengefasst werden:
- Verschwendungsarten benennen
- Sichtbare Hindernisse priorisieren
- Erste Umsetzungsmaßnahmen im Team diskutieren
Praxis-Tipp: Verwenden Sie einfache Tabellen mit den Spalten: Ort – Beobachtung – Muda-Art – Idee – Zuständigkeit – Status. Das schafft Überblick ohne Bürokratie.
4. Wie oft sollte ein Muda-Walk durchgeführt werden?
- In der Startphase: Alle 2–4 Wochen, um Routine zu schaffen und Sensibilität zu erhöhen
- In stabilen Prozessen: Quartalsweise oder nach Veränderung (z. B. Einführung neuer Abläufe)
- Anlässe nutzen: Hoher Ausschuss, neue Layouts, Prozessveränderungen, auffällige KPIs
Tipp: Lieber regelmäßig kleine Walks als große Rundgänge mit monatelangem Vorlauf.
5. Tipps für Terminplanung und Teilnahme
- Feste Wiederholungstermine einplanen (z. B. jeder erste Mittwoch im Monat)
- Dauer auf max. 90 Minuten begrenzen – inkl. kurzer Auswertung
- Teilnehmer frühzeitig einladen und Rolle erläutern
- Führung muss aktiv teilnehmen – keine reine Delegation
6. Widerstände erkennen – und gezielt umgehen
Mitarbeitende, aber auch Bereichsverantwortliche empfinden Muda-Walks zuweilen als "Kritik" oder "Gängelung". Entscheidend ist daher:
- Kommunikation auf Augenhöhe: Verbesserung statt Überprüfung
- Führungskräfte einbeziehen – nicht delegieren
- Frühzeitige Einbindung der Betroffenen schafft Akzeptanz
- Erfolge sichtbar machen (z. B. Vorher-Nachher-Fotos, einfache KPIs)
Es geht nicht darum, Widerstände „zu brechen“, sondern konstruktiv im Sinne eines zukunftsfähigen Unternehmens zu nutzen.
7. Typische Fehler vermeiden
- Keine klare Zieldefinition – der Walk bleibt zu allgemein
- Beobachtungen ohne Konsequenzen – es fehlt an Follow-up
- Ausschließlich Expertenbeteiligung – Perspektiven der Ausführenden fehlen
- Einmalige Aktion statt wiederholtem Werkzeug – der Walk verliert Wirkung
Tipp: Zeige bereits nach dem ersten Walk konkrete Veränderungen. Kleine messbare Erfolge motivieren das Team und rechtfertigen die Investition.
Fazit: Ein Muda-Walk ist kein Spaziergang – sondern ein Einstieg in echte Verbesserung
Wenn richtig durchgeführt, ist der Muda-Walk ein mächtiges Instrument, um Verschwendung sichtbar zu machen – nicht theoretisch, sondern direkt vor Ort, im gelebten Prozess. Entscheidend ist nicht nur der Walk selbst, sondern was danach passiert: Die Umsetzung der Verbesserungen.
Ein professionell begleiteter Walk mit anschließender Maßnahmenumsetzung ist für viele Unternehmen der Startschuss zu mehr Produktivität, schlankeren Abläufen und motivierten Mitarbeitenden.
Sie möchten einen Muda-Walk in Ihrem Unternehmen durchführen – praxisnah, wirksam und mit sofort sichtbarem Nutzen? Sprechen Sie mich gerne an. Ich begleite Sie durch den Prozess – vom Ziel bis zur Umsetzung.
Weitere Informationen zu einen gemeinsam durchgeührten Muda Walk habe ich Ihnen hier verlinkt: Leistungsbaustein Muda-Walk
FAQ: Muda und Muda-Walks
1. Was ist ein Muda-Walk?
Ein Muda-Walk ist eine strukturierte Begehung zur Erkennung von Verschwendung im Unternehmen. Dabei werden Prozesse gezielt auf nicht-wertschöpfende Aktivitäten untersucht.
2. Wie lange dauert ein Muda-Walk?
Je nach Unternehmensgröße und Zielsetzung kann ein Muda-Walk zwischen 2 Stunden und einem ganzen Arbeitstag in Anspruch nehmen.
3. Was kostet ein Muda-Walk?
Das hängt vom Umfang ab. In der Regel lohnt sich ein professionell begleiteter Walk, da er schnelle und messbare Verbesserungen ermöglicht.
4. Was ist der Unterschied zum Gemba-Walk?
Ein Gemba-Walk fokussiert sich auf das Führen vor Ort. Ein Muda-Walk hingegen fokussiert sich explizit auf die systematische Identifikation von Verschwendung.
5. Wo kann ein Muda-Walk durchgeführt werden?
Nicht nur in der Produktion! Auch in Büros, Logistik, Instandhaltung oder Entwicklung gibt es Muda, das erkannt und reduziert werden kann.
6. Wer sollte bei einem Muda Walk dabei sein?
Ein effektiver Muda Walk lebt vom interdisziplinären Austausch. Idealerweise nehmen teil: Produktionsleitung, Werker, Instandhaltung, Qualitätssicherung, KVP-Koordinator, ggf. Logistik und Einkauf.
7. Ist ein Muda Walk ein Top-Down-Thema?
Teilweise. Die Initiierung erfolgt durch die Führungsebene, die Umsetzung sollte jedoch partizipativ mit den Mitarbeitenden erfolgen.
8. Was gehört zur Vor- und Nachbereitung eines Muda Walks?
Vorbereitung: Zieldefinition, Teamaufstellung, Schulung, Checkliste. Nachbereitung: Beobachtungen auswerten, Maßnahmen festlegen, Umsetzung verfolgen.
9. Welches Wissen ist erforderlich?
Grundkenntnisse des Leanmanufacturings bzw. Leanmanagments, Muda-Kategorien, Beobachtungstechniken, Kommunikation, 5S und Standardisierung.
10. Wie umfangreich sollten Mitarbeitende geschult werden?
Eine praxisnahe Einführung von 1–2 Stunden reicht aus, um Ziel, Verhalten und Vorgehen zu verstehen.
11. Welche KPIs lassen sich durch Muda-Walks verbessern?
Durchlaufzeit, Fehlerquote, Bestände, Produktivität pro MA oder Maschine – je nach Zielsetzung messbare Effekte.